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Buch "Warum sie oben bleiben"
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Vorwort
Eine Gabel knickt selbst dann nicht ein, wenn das
aufzuspießende Fleischstück sehr viel größer ist als der Mund, in
dem es verschwinden soll. Wäre ein Flugzeug ähnlich überdimensioniert
ausgelegt, könnte es nicht rollen und schon gar
nicht fliegen. Es ist eher einem schlanken Champagnerglas vergleichbar,
das, richtig behandelt, einem herrlichen Zweck dient.
Ich bin eingefleischter Techniker und liebe diese riesigen, sensiblen
Gebilde. Seit vielen Jahren arbeite ich als Flugingenieur in einem
Jumbojet, der so groß ist, dass die Passagiere schon beim Rollen höher
sitzen, als die Gebrüder Wright anfänglich geflogen sind. Doch obwohl
ich alle physikalischen Grundgrößen kenne, die mir den Auftrieb
erklären, zweifle ich jedes Mal wieder, ob sich so ein Koloss wirklich in
die Luft erheben kann, und bin immer wieder neu fasziniert, wenn dieser
Riesenvogel abhebt. Zum Glück besteht das Flugzeug beim Start für mich
nur aus Bedienelementen, niemals aus einer fliegenden 71 Meter langen
Röhre mit 400 Passagieren, 30 Tonnen Fracht und 200 000 Litern
Kraftstoff, sonst könnte ich meine Arbeit beim Take-Off wohl nicht
ordnungsgemäß verrichten.
Über viele Jahre habe ich im Cockpit immer wieder interessierte
Fluggäste kennengelernt. Ihre vielfältigen Fragen zur Fliegerei haben
mich auf die Idee gebracht, darüber etwas zu schreiben, und zwar in einer
Sprache, die der Cockpitbesucher erwartet: sich auf das Wesentliche
konzentrieren und dabei ohne Zeichnungen und Diagramme auskommen,
komplizierte Systeme auf das manchmal für uns Fachleute verlorengegangene
Grundprinzip zurückführen, Unbekanntes mit Bekanntem vergleichen, als
Profi den Mut haben, auf den fachlich richtigen Begriff der
Verständlichkeit wegen zu verzichten.
In diesem Buch lade ich Sie ein, mich auf zwei Flügen zu begleiten. Auf
der Strecke Frankfurt-Brüssel werde ich Ihnen aus der Perspektive eines
Passagiers berichten und erläutern, was vom Betreten der Abflughalle bis
zum Aufsetzen der Maschine auf der Landebahn alles in der sichtbaren und
unsichtbaren Umgebung passiert. Von Atlanta nach Frankfurt können Sie
mich dann als Flugingenieur im Cockpit begleiten. Sie werden dabei so
viele weitere Informationen erhalten, dass das Fliegen für Sie kein
Mysterium mehr sein wird. Vielleicht kann dieses intensive Kennenlernen
des Verkehrsmittels Flugzeug bei dem einen oder anderen sogar eine
eventuell vorhandene Flugangst ein wenig mindern. Denn auch bei der
Fliegerei wird nur mit Wasser gekocht, wenn auch manchmal bei anderen
Temperaturen.
Jürgen Heermann
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