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CO2-Sparen durch Zwischenlandung?
von Jürgen
Heermann
Nur wenige
Menschen beantworten diese zweifellos etwas provokant formulierte Frage
richtig: Würde ein Verkehrsflugzeug bedeutend mehr verbrauchen, wenn es
statt eines langen Nonstop-Fluges auf der halben Strecke eine
Zwischenlandung einlegt?
Nein, es würde mit
einer Zwischenlandung deutlich weniger verbrauchen, weil es auf der ersten
Hälfte der Strecke den Kraftstoff für die zweite nicht mitnehmen muss.
Selbstverständlich würde es bei der Zwischenlandung auftanken (siehe
"Warum sie oben bleiben", Seite 186, Kapitel "Der Verzicht
spart, der bewusste Umgang auch", oder hier).
Sollten
Sie bisher aus Ihrem Gefühl heraus anderer Meinung gewesen sein, so sind
Sie in bester Gesellschaft. Dem umfangreichen Nachhaltigkeitsbericht der
Deutschen Lufthansa, Ausgabe 2010, und der Zeitung für die Mitarbeiter im
Lufthansa Konzern vom 27. Mai 2011, ist einer zunächst plausibel
erscheinenden Grafik zu entnehmen (siehe oben; wegen Copyright nachgezeichnet), dass dies in der Abteilung „Emissionen
und Klima" noch nicht angekommen ist. Man sieht,
dass ein Flug von Frankfurt nach Hongkong 9130 Kilometer lang ist und 251
Tonnen CO2 erzeugt. Alternativ ist ein Flug mit gleichem Start- und
Zielort eingezeichnet, aber mit einem Zwischenstop in Dubai. Der wird von
der Lufthansa nicht angeboten, ist aber
wahrscheinlich der bekannten Konkurrenz geschuldet. Doch dieser
eindeutig längeren Strecke von insgesamt angegebenen 10735 Kilometer
Länge wurde unter Zuhilfenahme des einfachen Dreisatzes der Mathematik
ein CO2-Wert von 296 Tonnen zugeteilt, und damit ein Mehr an CO2-Ausstoß
von 18 Prozent postuliert. Das Ganze ist aber eine Milchmädchenrechnung,
die man sich besser hätte von der eigenen Flugplanabteilung vorrechnen
lassen sollen. Da kennt man sich besser aus. Dort wird so präzise kalkuliert, dass
der Kraftstoff nicht in Liter gemessen wird, sondern
seine Energie als Masse in Kilogramm.
Mag der Flug von
Frankfurt nach Hongkong mit einer Zwischenlandung im dafür ungünstig
liegenden Dubai tatsächlich
mehr Kraftstoff verbrauchen, so könnten Ziele in Indien oder Thailand
unbeschadet der längeren Strecke mit weniger CO2-Ausstoss erreicht
werden.
Je länger der Flug,
umso mehr Kraftstoff spart man durch eine Zwischenlandung. Würde die
Lufthansa auf ihrer täglichen Verbindung von Frankfurt nach Buenos Aires
auf den Kapverdischen Inseln zwischenlanden, würde sie mit ihrem Airbus
A340-600 11500 Liter Kraftstoff sparen, mit ihrer Boeing B747-400 sogar 18500.
Diese Flüge werden nicht angeboten. Die noch niedrigen Kraftstoffpreise
rechnen sich nicht und darüber hinaus möchten die Fluggesellschaften den
Kunden eher in dem Glauben lassen, dass eine Zwischenlandung für die
Umwelt nicht förderlich ist.
Vor Jahren bildete
Airbus eine Arbeitsgruppe Überschallverkehrsflugzeug. Als Motivation
nannte sie, dass sich Passagiere ab sechseinhalb Stunden Flugzeit (eine
erstaunlich präzise Angabe) unwohl fühlen. Obiges Thema zeigt die
pragmatische Lösung: Mit herkömmlichen Fluggerät eine Zwischenlandung einlegen!
Generell gilt: Ist der 400 Tonnen schwere Jumbo, die Boeing 747, nur ein Kilogramm
schwerer, verbraucht er im Jahr 200 Liter mehr Kraftstoff.
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